Januar-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland

  • Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken verschärften im vierten Quartal 2020 erneut ihre Vergaberichtlinien im Geschäft mit Unternehmenskrediten. Die Richtlinien bei privaten Wohnungsbaukrediten blieben unverändert.
  • Die Kreditbedingungen im Firmenkundengeschäft und auch im Bereich der privaten Baufinanzierung wurden ebenfalls verschärft. Dies äußerte sich (vor allem) in Margenausweitungen.
  • Die NPL-Quote trug im zweiten Halbjahr nur geringfügig zur Verschärfung der Kreditangebotspolitik bei. Für das erste Halbjahr 2021 erwarten die Banken aber einen deutlich restriktiveren Einfluss.
  • Die befragten Banken gehen davon aus, dass Unternehmen im Rahmen der Corona-Hilfsprogramme gewährte Kredite mit staatlichen Garantien insbesondere zur Deckung von akutem Liquiditätsbedarf und zur Liquiditätsvorsorge verwendet haben.
  • Die Nachfrage nach Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten nahm weiter zu.

Veränderung der Kreditstandards für Unternehmenskredite und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung Kreditstandard
Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte, sowie Konsumentenkredite und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken verschärften die Kreditrichtlinien (d. h. die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) im Unternehmenskreditgeschäft erneut (der Nettoanteil von Banken, die ihre Richtlinien verschärften, lag wie im Vorquartal bei +6 %). Als Hauptgrund gaben die Banken ein nach ihrer Einschätzung erhöhtes Kreditrisiko an. Unverändert blieben die Richtlinien bei privaten Wohnungsbaukrediten (Nettoanteil von +0 %, nach +7 % im Vorquartal) und Konsumenten- und sonstigen Krediten (Nettoanteil von +0 %, nach +7 % im Vorquartal). Für die kommenden drei Monate planen die Banken Verschärfungen bei Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten. Die befragten Kreditinstitute verschärften zudem die Kreditbedingungen (d. h. die in den Kreditverträgen vereinbarten tatsächlichen Bedingungen für die Gewährung von Krediten) im Firmenkundengeschäft und bei privaten Baufinanzierungen. Dies äußerte sich vor allem in einer Ausweitung der Margen für risikoreichere Kredite. Außerdem begegneten die Banken der nach wie vor hohen Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung mit erhöhten Anforderungen an Sicherheiten. Die Kreditbedingungen für Konsumenten- und sonstige Kredite wurden dagegen gelockert. Die Anpassungen der Kreditvergabepolitik deuten in der Summe darauf hin, dass die Banken auf gestiegene kreditnehmerseitige Risiken reagieren.

Veränderung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und ausschlaggebende Faktoren
Veränderung der Nachfrage
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten stieg weiter an, allerdings nicht so stark wie von den Banken erwartet. Der Anstieg blieb zudem weit hinter der kräftigen Zunahme der drei vorangegangenen Quartale zurück. Ausschlaggebend für die Ausweitung der Nachfrage war erneut der hohe Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel. Offenbar wurden vielfach die von der Regierung zugesagten November- und Dezemberhilfen durch Bankkredite vorfinanziert. Die Kreditablehnungsquote blieb auf einem erhöhten Niveau. Vor allem Unternehmen aus besonders von der Krise betroffenen Branchen wie etwa dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel hatten einen schlechteren Zugang zu Krediten. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten nahm ebenfalls weiter zu. Bei Konsumenten- und sonstigen Krediten verzeichneten die Banken einen weitgehend unveränderten Mittelbedarf. Für die nächsten drei Monate rechnen die Banken mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und einem Rückgang beim Bedarf an privaten Wohnungsbaukrediten. Keine wesentliche Veränderung erwarten sie hingegen bei der Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten.

Die Januar-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Auswirkungen der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten (hierzu zählen unter anderem die in der CRR/CRD IV festgelegten Eigenkapitalanforderungen und die aus dem Comprehensive Assessment resultierenden Anforderungen) sowie Fragen zu den Auswirkungen notleidender Kredite auf die Kreditvergabepolitik der Institute. Zudem war eine Frage zur Kreditangebotspolitik und zur Kreditnachfrage in den wichtigsten Wirtschaftssektoren enthalten sowie erstmalig eine Frage zu den infolge der Covid-19-Pandemie gewährten staatlichen Kreditgarantien.

Die deutschen Banken berichteten vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten von einer im Vergleich zum Vorquartal verbesserten Refinanzierungssituation. Vor allem die Finanzierung über Schuldtitel und am unbesicherten Geldmarkt verbesserte sich. Im Zuge der neuen regulatorischen und aufsichtlichen Aktivitäten stärkten die Banken im vergangenen Jahr ihre Eigenkapitalposition weiter. Die Höhe der NPL-Quote (prozentualer Anteil des NPL-Bestands (brutto) am Bruttobuchwert der Kredite) trug gemäß den Angaben der befragten Banken nur marginal zu einer Verschärfung ihrer Kreditvergabepolitik im zweiten Halbjahr 2020 bei. Für das erste Halbjahr 2021 rechnen die Banken aber mit einer Verstärkung des restriktiven Einflusses insbesondere im Unternehmenskreditgeschäft. Ihre Kreditangebotspolitik verschärften die interviewten Banken im zweiten Halbjahr in allen wichtigen Wirtschaftssektoren. Bei Corona-Hilfskrediten mit staatlichen Garantien wurden 2020 im Gegensatz zu normalen Krediten die Kreditrichtlinien gelockert. Nachgefragt wurden solche Kredite, um akuten Liquiditätsbedarf zu decken und um einen vorsorglichen Liquiditätspuffer aufzubauen.

Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 4. bis zum 29. Dezember 2020 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 34 Banken teil. Die Rücklaufquote lag bei 100 %.